Die Vorfreude und Spannung steigen von Tag zu Tag: Die Neuinszenierung des Erfolgsstücks THE MATTERHORN STORY feiert am 27. Juni Premiere. Zermatt Tourismus hat das Theater-Ensemble auf der höchsten Freilichtbühne Europas inmitten des Probe-Endspurts begleitet.
Das Matterhorn thront majestätisch hinter der Bühne und der Kapelle am Riffelberg. Der Berg der Berge ist der unumstrittene Hauptdarsteller. Kein Bühnenbild der Welt vermag dagegen anzukommen.
Auf der Bühne sind die Schauspielenden gefordert, dass sie Text, Gestik, Mimik, Gänge und Rollen so stark interpretieren, damit sie am Fusse des Matterhorns nicht untergehen angesichts der beeindruckenden Naturkulisse.
Gleichzeitig hilft die gewaltige Präsenz des Matterhorns, an dem sich das Drama rund um die Erstbesteigung des Matterhorns am 14. Juli 1865 abgespielt hatte, die Geschichte einzuverleiben, nachzuempfinden und mit einer Authentizität auf die Bühne zu bringen, die zwischen dem 27. Juni – 23. August, während 30 Aufführungen tausende Menschen berühren will.
Kopf und Herz von THE MATTERHORN STORY ist Autorin und Regisseurin Livia Anne Richard. Sie sagt: «Stabil, stark, frei. Wir Menschen wollen durchs Leben wie das Matterhorn. Davon träumen wir.»
Das Ensemble seinerseits träumt in diesen Tagen vom Stück, so sehr sind die Darstellenden gegenwärtig damit beschäftigt im Probe-Endspurt an den letzten Details zu feilen, das Beste aus sich herauszuholen, um pünktlich auf die Spielzeit bereit zu sein.
Das Stück THE MATTERHORN STORY spielt im Jahr 1865. Die Schweiz war damals das Armenhaus Europas. Wenn wir den Zoom ins abgelegene Wallis legen, war es noch extremer: Armut, eine hohe Kindersterblichkeit sowie der weit verbreitete Kretinismus beherrschten den Alltag der Walliser Bevölkerung von damals.
In dieses Umfeld, ins heute unvorstellbar mausarme Zermatt, begannen in den 1840-er Jahren v.a. englische Lords und ambitionierte Bergsteiger mit ihrer Entourage abzusteigen, einerseits, um der fürchterlichen Luft in den Städten Englands zu entfliehen (viele von ihnen litten an Atemwegerkrankungen), andererseits, um die Schweizer Viertausender zu besteigen - am liebsten als erste.
Die Schweizerinnen und Schweizer waren im Vergleich zu diesen ausländischen Gästen ungebildete und einfache Bergbauern, die sich, in Ermangelung von Alternativen und völlig entgegen ihrem (Aber)glauben, bereit erklärten, diese sehnsuchtsvollen Gäste für wenig Geld in die Berge und auf deren Gipfel zu führen.
Es bedeutete unendliche Überwindung, die Berge waren für sie nie dazu gedacht gewesen, sie zu erklimmen. Das "Bergführer-Sein" wurde zum «learning by doing».... Und wie die heutigen Sherpas waren es nicht die einheimischen Bergführer, sondern die englischen Gäste, die den Einzug in die Geschichtsbücher fanden.
THE MATTERHORN STORY beleuchtet im Zentrum nicht die Erstbesteigung als solche, sondern die Tatsache, dass, nachdem vier der sieben Erstbesteiger nicht mehr lebendig vom Berg zurückgekehrt waren, der eloquente Engländer Eduard Whymper die beiden einheimischen Zermatter Bergführer Peter Taugwalder Vater und Sohn bezichtigte, das Seil durchschnitten zu haben, weshalb die vier Männer abgestürzt seien. Er konnte seine Version der Geschichte auch mittels seiner diversen Bücher, u.a. in seinem Werk "scrambles amongst the alps", weltweit verbreiten und ging als Held in die Geschichte ein, während sich Taugwalder Vater und Sohn gegen diese Anschuldigungen weder intellektuell noch monetär zur Wehr setzen konnten.
Tatsache ist: Der Absturz am Matterhorn, bei dessen Erstbesteigung vier von sieben Männern umkamen (einer von ihnen, Lord Francis Douglas (18) liegt bis heute irgendwo am Berg) hat Zermatt weltberühmt gemacht, gleichzeitig den Endpunkt des Goldenen Zeitalters der Erstbesteigungen gesetzt und Queen Victoria von England gar ein generelles Verbot alpinistischer Expeditionen erwägen lassen - sie fürchtete, die Elite des englischen Adels bringe sich in den Schweizer Bergen um.
Das Ensemble von THE MATTERHORN STORY hat sich über Monate in diese Zeit hineinversetzt und diese unfassbare Geschichte mit grosser Neugier verinnerlicht. Mit hoher Authentizität und einer gehörigen Portion Demut verkörpern die Darstellenden ihre Figuren nach bestem Wissen und Gewissen.
Während des Probebesuchs lässt sich dies eindrücklich beobachten. Man wähnt sich 160 Jahre ins Jahr 1865 zurückversetzt. Die Kostüme, die Interpretation der Rollen, die passende Musik. Das Gezeigte kommt einer in sich stimmigen Hommage an die Ursprünge des Alpinismus und schliesslich Tourismus in Zermatt gleich. Immer wieder unterbricht Livia Anne Richard, korrigiert, gibt Anweisungen und «wendet den kleinen Pinsel» an, wie sie es nennt, um an den finalen Details zu arbeiten.
Das Ensemble ist zu einer echten Familie zusammengewachsen, scheint definitiv premierenreif zu sein und kann es kaum erwarten dieses ergreifende Stück ab dem 27. Juni einem breiten Publikum zu zeigen. Oder wie es Richard zusammenfasst: «Da bleibt kein Auge trocken.»
Mehr Eindrücke, Interviews mit der Regisseurin, der musikalischen Leitung und Darstellenden gibt es im eingebetteten Video und den Bildern.